Hans Reimann und "Die Feuerzangenbowle"
Mit dem Roman „Die Feuerzangenbowle“ wurde Heinrich Spoerl berühmt. Das Werk wird in aller Regel an erster Stelle genannt, wenn von
Heinrich Spoerl die Rede ist.
Unbestrittene Tatsache ist: Der Bundesgerichtshof hat bereits in seinem Urteil vom 03.03.1959 – I ZR 17/58 – (OLG München) festgehalten,
dass beide Autoren „1933 die ‚Feuerzangenbowle’ unter dem Namen Spoerls hatten erscheinen lassen und hierbei dieselbe Gewinnbeteiligung vereinbart hatten“.
Im Vertrag mit der Cicero-Film über die Veräußerung der Filmrechte, der von Dr. Heinrich Spoerl und Hans Reimann handschriftlich unterzeichnet wurde,
ist festgehalten, dass „Die Feuerzangenbowle“ verfasst wurde von beiden Schriftstellern, und dass auch beide ihre Rechte an die Filmfirma übertragen.
(Quelle: Deutsches Literaturarchiv in Marbach).
(Hinweis: In einem von der Nachlassverwaltung Hans Reimann im Jahr 2010 vor dem LG Hamburg geführten Prozess um „Die Feuerzangenbowle“ war
nicht die unbestrittene Urheberschaft des Romans der Grund für die Klage, sondern eine Handlungsweise des Verlages. Es ging also nicht um eine
literarische, sondern um eine juristische Bewertung.)
Wie kam es zur "Feuerzangenbowle"? Die Hintergründe schildert Hans Reimann in seinen Lebenserinnerungen "Mein blaues Wunder", 1959 (List):
"In einem Münchener Antiquariat hatte ich Ernst Ecksteins 'Besuch im Karzer', ein Reclamheftchen erstanden und während der Bahnfahrt gelesen. Dann
gab ich's Hinrich, der die ganze Zeit über, mich beobachtend, vorsichtig mitlächelte. Noch bevor wir in Leoni landeten, stand für uns beide fest: es
wird kein Stück geschrieben, sondern ein Film. Was dabei herauskam, wurde von mir 'Die Feuerzangenbowle' betitelt. Hinrich, der gewissenhafte Arbeiter,
ging gern auf Nummer Sicher. Wir schrieben also nicht - wir entwarfen. Das dauerte etwa einen Monat. Dann brachte ich's zu Papier, Hinrich fuhr nach
München und diktierte das umfangreiche Exposé in einem Büro. Den Schluss hatte er, mit aller gebotenen Zurückhaltung übermütig werdend, allein
konstruiert.
Das Exposé reichten wir nirgends ein. Hinrichs Exaktheit schien auf mich übergegriffen zu haben. Jedenfalls bestand ich darauf, dass wir keinesfalls
in den Stil des angestaubten Eckstein (den wir aber dennoch verwendeten) abglitten, vielmehr zeitgemäß bleiben. Darum bat ich meinen alten Freund
Albrecht von Treskow, der jetzt als Landrat in Freystadt (Niederschlesien) amtete, beim Direx eines in seinem Machtbereich liegenden Gymnasiums zu
veranlassen, dass ich inkognito eine Zeitlang hospitieren dürfe. Dies in die Reihe zu bringen, war für Treskow ein Kinderspiel. So schnürte ich mein
Ränzel und mimte in Neusalz an der Oder einen Herrn von mittleren Jahren, welcher das Abitur nachholen will, um studieren zu können.
Frau von Treskow war eine Gruschwitztochter aus Neusalz, wo sich die Leinenzwirnfabrik befand und auch die Penne, deren ich bedurfte. Der Direx zeigte
sich äußerst entgegenkommend, instruierte die Lehrer (unter Verschweigung des wirklichen Sachverhalts), ich bekam im Hintergrund ein Bänkchen für mich,
frischte Erinnerungen auf, lernte etliches hinzu und formte aus dem Exposé einen Roman, den ich daheim (anschließend an meinen Aufenthalt in dem
Oderstädtchen) binnen drei Wochen zu Papier brachte.
Hinrich, dem ich plein pouvoir erteilt hatte, milderte allzu krasse Stellen, erfand einen netten Vorspann, ließ das Ganze vervielfältigen. Inzwischen
war das Jahr 1932 angebrochen, ich wurde aus Gründen, von denen ich gleich reden werde, teils glorifiziert, teils angepöbelt, bat also meinen
ungeduldigen Sozius, den Roman unter seinem Namen bei denjenigen Verlagen einzureichen, die mir geeignet schienen. Die Insel, Jakob Hegner,
Diederichs, S. Fischer und ähnlich vornehme Unternehmen schieden von vornherein aus.
Immerhin notierte ich etwa zwei Dutzend Firmen, die in Betracht kamen.
Bis Mitte 32 offerierte Hinrich die 'Bowle' insgesamt siebzehn deutschen Verlegern.
Keiner nahm das Manuskript.
Ich wiederhole: von Albert Langen bis Piper & Co, von Georg Müller bis Ullstein lehnten siebzehn Verlage die immer wieder neu getippte
'Feuerzangenbowle' ab.
Mit meinem Einverständnis überreichte der langsam verzweifelte Hinrich im Sommer 1932 unser armes Kind dem Verlag einer Düsseldorfer Zeitung,
für die er hie und da kleine Plaudereien lieferte. Dank seiner Beliebtheit und Überredungskunst gelang es ihm, den Droste-Verlag zur Annahme der
‚Bowle’ zu bewegen. Meines Wissens war es das erste Buch, das Droste herausbrachte. In einer Auflage von dreitausend Stück, trist gewandet, auf
mäßigem Papier gedruckt, zu einem geringen Preis.
Ein Exemplar geriet dem Schwager Heinz Rühmanns in die Finger. Hinrich verwies ihn an mich. Bernheim und ich wurden uns rasch einig. Nach meiner
Rückkehr aus dem Orient schrieb ich ein Drehbuch, 1933 ging der Film ins Atelier (Cicerostraße). Er hieß 'So ein Flegel!'. Stemmle führte Regie."
Im November 2010 ist das Buch von Oliver Ohmann erschienen: "Heinz Rühmann und 'Die Feuerzangenbowle' - die Geschichte eines Filmklassikers" (Lehmstedt).
Darin steht alles über das Buch zum Film und wie die beliebteste deutsche Filmkomödie entstanden ist.
Ein Zeitzeuge erinnert sich an die Entstehung des Romans „Die Feuerzangenbowle“
Die Spoerl-Erbin Ingeborg Spoerl informierte die Verwertungsgesellschaft WORT über die Miturheberschaft von Hans Reimann am Roman „Die Feuerzangenbowle“.
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